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Kontext

Fachtagung Supervision 2024

Thematische Ausrichtung der Fachtagung 2024
Einschneidende Veränderungen bislang stabil geglaubter Lebensverhältnisse, disruptive Ereignisse sind zu prägenden Krisenerfahrungen der Gegenwart geworden. Die kulturelle Krisenerfahrung der Gegenwart führt zu dem Eindruck, dass wir uns in einem dauerhaften
Modus der Bewältigung immer neuer Krisen sowie von Ver- und Zerstörungen befinden.
Exemplarisch herausgehoben seien Ereignisse wie Klimawandel, Naturkatastrophen wie die Flut im Ahrtal, die Corona-Pandemie, der Krieg Russlands gegen die Ukraine, … Nichts scheint von disruptiven Ereignissen, Prozessen ausgenommen zu sein. Gängige Orientierungsschemata, Ordnungen, Strukturen, Bewältigungsmuster und Routinen werden nicht nur unterbrochen und verstört, sondern grundsätzlich in Frage gestellt, sie stehen zur Disposition.
Krisen, Disruptionen sind Erfahrungen von Einzelnen, der Gesellschaft als auch der Kirchen. Für Kirchenmitglieder und nicht zuletzt für Mitarbeitende in den Kirchen kommen gravierende (Um-)Brüche und Veränderungen in der Organisation „Kirche“ dazu. Die
Mitgliederzahl bröckelt nicht nur, sondern erodiert großflächig. Die Corona-Pandemie hat den Schwund und Verlust gesellschaftlicher Relevanz und Bedeutung wie in einem Brennglas deutlich werden lassen. Der Umgang mit dem Missbrauchsskandal erschüttert und offenbart systemisch angelegte Defizite und Ursachen.
Angesichts dieser einschneidenden, dramatischen, disruptiven Ereignisse und kollektiven Krisenerfahrungen in Welt und Kirche läge es eigentlich auf der Hand, sich diesen im Rahmen einer Fachtagung zuzuwenden und einer eingehenden Analytik mit dem Entwurf
möglicher wie notwendiger Konsequenzen für die Supervision zu unterziehen.
Die Vorbereitungsgruppe zur Fachtagung 2024 hat sich entschieden, einen anderen Weg zu beschreiten und den Disruptionen quasi disruptiv zu begegnen. Schließlich gehört zum Wesen der Supervision, dass ihr selbst etwas Verstörendes innewohnt. Unterbrechung,
Irritation, An- und Hinterfragen sind ihr geradezu ein Anliegen, um Möglichkeiten zu bieten, Kontinuitätsfiktionen zu entlarven und gängige, eingespielte, vertraute Denk- und Bewältigungsmuster in Frage zu stellen.
Ab- und Umbrüche oder Krisen sind im Grunde nicht etwas Neues. Sie haben gleichermaßen eine destruktive wie konstruktive, produktive Seite. Die Fachtagung 2024 will, ohne die Ernsthaftigkeit der Realitäten zu leugnen, der Schwere die in ihnen steckt, eine gewisse Leichtigkeit gegenüber bzw. an die Seite stellen, bildlich gesprochen, dem weinenden Auge ein lachendes. Genau das leistet und schafft in
ausgezeichneter, vorzüglicher Weise der Humor. Dem Humor ist eigen, in Distanz zu kommen, Abstand zu gewinnen, Situationen zu transzendieren, Hyperkomplexität und Problemtrance aufzulösen.
Grund genug das Thema „Humor“, seine Facetten und ihm anverwandte Formate ins Zentrum der kommenden Fachtagung zu stellen. Humor nicht als Selbstzweck, sondern verbunden mit dem Anliegen, den Fokus auf den Menschen zu richten und u. a. der Frage
nachzugehen, welchen Beitrag die Supervision leisten kann, Personen zu stärken, damit handlungsfähig und selbstwirksam bleiben.
Theoriegeleitet und erlebnisorientiert sollen die Teilnehmer*innen der Fachtagung andere Horizonte, methodische Möglichkeiten und kreative Formen erleben, ausprobieren und schließlich mit neuen Perspektiven herausgehen als mit denen sie gekommen sind. Die
Fachtagung soll Möglichkeiten bieten, kreativ zu lernen, andere und v. a. neue Fragen zu stellen, Perspektiven nicht nur zu wechseln, sondern neue zu entwerfen und einzunehmen, neue Entscheidungen zu treffen, in Disruptionen Paradoxien zu handhaben und neue,
konstruktive Wege eröffnet.
Das erfordert Mut, Wagnis sowie Empathie, Zuversicht und ist damit eine Frage der grundlegenden Haltung in Supervision, der Supervisor*innen wie der Supervisand*innen. Eine Haltung, die sich Unsicherheiten stellt und sich ihnen vereinnahmen lässt. Dieser Akt
das ist der Humor. Die Fachtagung möchte ihm die Tür zur Supervision öffnen und dazu einladen.